In letzter Zeit bin ich oft abseits asphaltierter Wege unterwegs gewesen. Es ging mir um mehr Abwechslung zum eher monotonen Kilometersammeln auf der Straße. Dabei hatte ich die Möglichkeit, den Traillaufschuh 'Agility Peak Flex' von Merrell zu testen. Herausgekommen ist ein Erfahrungsbericht, der sich an Hobbyläufer mit Hang zum Trailrunning richten soll. Betonen möchte ich zugleich, dass ich kein Trailrunning-Experte bin. Ich verlasse nur gern mal befestigte Laufwege. Für diesen Bericht wurde mir ein Paar zur Verfügung gestellt. Diese Zeilen beinhalten ausschließlich meine persönliche Meinung.
Ich? Ein Trailrunner?
Das habe ich mich schon des Öfteren gefragt: Ab wann ist man überhaupt Trailrunner? Und: Bin ich überhaupt einer? Gut, ich will daraus keine allzu große
Wissenschaft machen, denn die Antwort ist meines Erachtens nach simpel und nachvollziehbar. Die Kollegen von Sportalpen.com* bringen es für meinen Geschmack auf den Punkt: "Prinzipiell gilt
alles als Trail, was kein befestigter oder gekennzeichneter Fußweg ist. In dem Moment, in dem der Road Runner den Gehsteig verlässt, wird er zum Trail Runner. Entgegen der in der Öffentlichkeit
vorherrschenden Meinung, dass Trail Running etwas Extremes ist, zählt somit auch so mancher Lauf um den See zur Trendsportart." Genauso sehe ich das auch! Durch alpines Gelände ging es für
mich bislang eher selten. Dafür bin ich jedoch regelmäßig auf Wald-, Forst und Schotterwegen quasi "from door to trail" unterwegs. Da geht es ohne Rücksicht auf Verluste gern mal tiefer in den
Schlamm bzw. ordentlich über Stock und Stein. Deshalb habe ich auch nichts dagegen, wenn die Schuhe sowohl auf befestigten als auch unbefestigten Wegen funktionieren.
Schöne Vorfreude...
Nullachtfünfzehn-Trailschuh? Nein, das können wir direkt ausschließen! Denn der 'Agility Peak Flex' ist speziell der Anatomie des Fußes nachempfunden und de facto
ein Kandidat fürs Grobe. Der Trailrunner verfügt über die sogenannte FLEXconnect-Dämpfung und soll auf kurzen und langen Distanzen sowohl Schutz als auch Bewegungsfreude garantieren. Gerade auf
unebenem Terrain soll die integrierte EVA-Mittelsohle besondere Flexibilität und Stabilität bescheren. Die integrierte M Select-Außensohle mit ergonomischem Sohlenprofil soll robust ausfallen und
viel Grip bieten. Beim 'Agility Peak Flex' handelt es sich also um einen Laufschuh, der keine Trailrunner-Wünsche offen lassen soll. Dann legen wir mal los!
Gewicht, Sprengung & Co
In meiner Größe (43) bringt es der 'Agility Peak Flex' auf rund 322 g. Im Vergleich zu konventionellen Laufschuhen ist das nicht gerade wenig. Für ein
"Trailrunning-Monster" mit ordentlich Technik in der Schuhsohle dann allerdings nicht zu viel. Der stark gedämpfte Schuh verfügt über eine Sprengung - also dem Höhenunterschied von der Ferse bis
zum Vorfuß - von circa 6 mm. In meinen Augen ein Mittelweg, den Merrell hier eingeschlagen hat. Nicht richtig flach, aber auch nicht zu hoch. Was fehlt noch? Auf der Hersteller-Webseite wird der Schuh zum
Preis von 140 Euro gelistet. Klar, dass das ein stolzer Preis ist.
Zurück zur Natur
Das Testpaar in der Farbgebung "Dark Olive" ist sehr hochwertig verarbeitet. Zugegeben, sportlich sieht der Schuh nicht gerade aus. Dafür erinnern Teile des
Materials an Muskelstränge, Adern oder eben Fußknochen. Der Farbenmix aus braunen, blauen, grünen und gelben Elementen passt wunderbar. Besonders das linienförmige Muster in gelber Farbe auf der
Schuhoberfläche rundet das Gesamtbild gekonnt ab. Alternativ gibt es das Herrenmodell in "black", einer eher unauffälligen Variante. Deutlich farbenfroher hingegen präsentiert sich das
Frauenmodell: Die Versionen "Ski Patrol" und "Liberty" sorgen bei Trail-Damen durch die gelungene Farbauswahl für leuchtende Augen. Die Materialien beim 'Agility Peak Flex' sind von der Sohle bis
zu den Schnürsenkeln jedenfalls erstklassig und tadellos verbaut.
Ein Teil des Obermaterials fällt ungemein leicht aus. Die sockenähnliche Konstruktion sorgt für eine stimmige Passform samt gelungener Klimaregulierung. Genauso gibt es Kunststoffsegmente auf der Oberfläche, die fester ausfallen, dafür jedoch leichter zu reinigen sind. Vorne etwa befindet sich eine robuste Kappe, die zudem wasserdicht ist. Der 'Agility Peak Flex' bietet nach etwas Eingewöhnung sogar breiteren Füßen ausreichend Platz. Der Fuß hat vorne noch etwas Spielraum und durch den verstärkten Fersenbereich im hinteren Teil ebenfalls guten Halt. Der Stand ist aufgrund der dicken Sohle zwar höher, dennoch ausgesprochen sicher. Das Omni-Fit-Schnürsystem besteht aus zwei Ebenen und sorgt für eine optimierte Passform. Scheuerstellen oder sonstige Reibung an den Füßen? Bei diesem Schuh auf kurzen und langen Strecken absolute Fehlanzeige, da das Innenmaterial von vorne bis hinten recht glatt ausfällt.
Sicherheit geht vor
Die wuchtige Sohlenkonstruktion verfügt vorne über Längs- und Querkerbungen und beschert ein sicheres, aber gedämpftes Laufgefühl. Laut Merrell soll sich daraus
eine intensivere Verbindung zum Terrain ergeben, was ich allerdings nicht ganz teilen kann. Durch die stattliche und weiche Dämpfung "bügelt" man quasi über kleine und mittelgroße Unebenheiten.
Das macht das Laufgefühl etwas indirekter. Die Grip-Eigenschaften können sich sehen lassen: Die Sohle ist so robust gebaut, dass sie großartigen Halt auf den unterschiedlichsten Untergründen
bietet. Der Vorfußbereich fällt zudem flexibel aus, was das Laufen auf schwierigem Terrain etwas verbessert. Apropos Sohle: In Sachen Verschleiß bewegt sie sich im Normalbereich. Nach rund 200
Kilometern waren nur vereinzelte Gebrauchsspuren ersichtlich. Das flexible Obermaterial machte auch nach vielen kurzen und langen Läufen immer noch einen klasse Eindruck. Ebenfalls interessant:
Der 'Agility Peak Flex' verfügt über eine Einlegesohle für mehr Komfort. Dazu gesellen sich die M-Select-Fresh-Behandlung gegen Geruchsbildung - was fiese Bakterien reduziert - und einige
reflektierende Details für eine verbesserte Sichtbarkeit in der Dunkelheit.
Lange, aber langsamer
Motivierte Ballerfrauen und -männer mit Hang zum Trailrunning sollten sich bewusst sein, dass der 'Agility Peak Flex' nicht für schnelle Läufe ausgelegt ist. Es
lässt sich zwar eine ordentliche Durchschnittspace erreichen, dennoch ist dieser Schuh eher etwas für moderate Tempi. Für flotte Traileinheiten ist dieser Merrell schlichtweg zu schwer, die Sohle
zu massiv. Matschige und schmierige Laufwege sind mit diesem Schuh jedoch überhaupt kein Problem. Tiefe Pfützen sind ebenfalls machbar, doch beschert das atmungsaktive Obermaterial dann gern mal
nasse Füße. Kurze und lange Ausflüge sind mit diesem Schuh quasi auf jedem Untergrund machbar. Wer gern "from door to trail" im moderaten Tempo unterwegs ist, kann auf den 'Agility Peak Flex' mit
guten Gewissen zurückgreifen. Denn auch Passagen auf Asphalt nimmt dieser Traillaufschuh genauso mit. Doch ist dieser Trailrunner vor allem ein Kandidat, den man auf großen Trail-Touren mitnimmt.
Sicherheit und Komfort stimmen auf ganzer Linie!
Unterm Strich
Der 'Agility Peak Flex' von Merrell hat mich überzeugt! Die skelettartigen Stollen funktionieren großartig, die hochwertig verarbeitete Sohle bietet beachtliche
Grip-Eigenschaften besonders im ruppigen Gelände. Daneben präsentiert sich der Trailschuh auf kurzen wie langen Einheiten durchgehend komfortabel und flexibel. Was bleibt ist ein überaus
empfehlenswerter Laufschuh für kleine und große Trail-Abenteuer!
Weitere Informationen über Merrell unter: http://www.merrell.com/DE/de_DE
* Quelle: Sportalpen.com: https://www.sportalpen.com/trail-running.htm