«Ich liebe es, an meine körperliche Grenze zu gehen und nach einem Tempotraining kaputt und glücklich zu sein», sagt Stephie aus Bielefeld. Die ambitionierte Läuferin mit einer 10 Kilometer-Bestzeit von 38:20 Minuten bereitet sich derzeit auf den Hermannslauf vor. Im „Unter Uns-Interview“ spricht sie über ihre Anfänge, die Bedeutung des Laufens, das Lauftraining und ihr wohl größtes Ziel, den Sub 3-Marathon.
Ideale Gerade: Hi Stephie! Du kommst aus Bielefeld. Wie läuft es sich bei Euch?
Stephie: Hi Björn! In Bielefeld läuft es sich perfekt. Wenn man will, dann kann man alles haben. Eine flache Runde durch die Grünstreifen und um
den Obersee oder natürlich Höhenmeter und Landschaft im Teutoburger Wald. Im Wald laufe ich am liebsten. Er ist quasi mein zweites Zuhause.
Ideale Gerade: Seit wann läufst Du und wie bist Du dazu gekommen?
Stephie: Das erste Mal habe ich 2010 meine Laufschuhe geschnürt. Damals allerdings nur einmal die Woche. Ich hatte 2009 bei einem Wasserstand des
regional größten Laufes - dem Hermannslauf - mitgeholfen. Dort hat mich die Stimmung so gepackt, dass ich mit einem Kumpel wettete, diesen 31,1 Kilometer langen Lauf im Folgejahr selbst zu
bewältigen. Also musste ich irgendwann das Laufen beginnen - die Laufgruppe Hasselbachrunners war damals meine Motivationshilfe. Mit ein bis maximal zwei Trainingsläufen die Woche ging ich also
2010 an den Start und schleppte mich ins Ziel. Ich war langsam, aber total stolz! Dann kam das Abi und ich bin bis circa 2012 fast gar nicht gelaufen. Als ich für das Studium nach Bielefeld zog,
suchte ich mir eine ansässige Laufgruppe und erst dort wurde ich zu einer richtigen Läuferin. Seitdem steigt sowohl das Trainingspensum als auch das Tempo.
Ideale Gerade: Deine Bestzeiten sind wirklich beeindruckend: 5.000 m in 18:36 Min, 10 km in 38:20 Min oder Halbmarathon in 1:26:34 Min. Warst Du schon immer
schneller unterwegs?
Stephie: Nein, ich war nicht immer so schnell. Mein erster 10 km-Lauf hatte eine Zeit von 52 Minuten und mein erster Halbmarathon lag bei 1:46
Stunden. Das sind keine schlechten Zeiten, aber natürlich ein deutlicher Unterschied zu jetzt. Damals war ich noch ganz am Anfang vom Laufen, aber Sport habe ich schon immer gemacht. Vor dem
Laufen war der Sport Indiaca eine große Leidenschaft.
Ideale Gerade: Was gibt Dir das Laufen in körperlicher wie seelischer Hinsicht?
Stephie: Laufen bedeutet für mich Stressabbau, Freiheit und die Nähe zur Natur. Wenn ich einen anstrengenden Tag hatte, dann merke ich, wie meine
Gedanken zu Beginn eines Trainings nur so durch den Kopf rasen. Beim Laufen wird es immer weniger und am Ende ist mein Kopf leer und frei. Dann kann ich die Natur voll genießen, wie
Vogelgezwitscher oder knirschenden Schnee. Außerdem liebe ich es, an meine körperliche Grenze zu gehen und nach einem Tempotraining kaputt und glücklich zu sein.
Ideale Gerade: Wie sieht eine klassische Trainingswoche bei Dir aus?
Stephie: Meine klassische Trainingswoche beginnt montags mit einem ruhigen Dauerlauf in der Laufgruppe „Die Brut“. Ein schöner Wochenstart, da wir
sehr viel lachen, nicht auf das Tempo achten und gute Freunde sind. Dienstags steht seit Neuestem ein kurzes Sprinttraining mit anschließenden Stabilisationsübungen auf dem Programm. Mittwochs
wird es dann schnell: Intervalle auf der Bahn. Donnerstags ist meist ein Ruhetag geplant, auf den am Freitag ein kurzer Dauerlauf folgt. Samstags gibt es eine Tempoeinheit, oft einen
Tempodauerlauf. Sonntag endet die Woche mit einem langen Dauerlauf.
Ideale Gerade: Mit welchem Schuh läufst Du aktuell am liebsten und wieso?
Stephie: Mein Lieblingslaufschuh ist gerade der Kinvara von Saucony. Der überaus leichte Neutral-Laufschuh ist einfach ideal für schnelle
Straßenläufe, hat sich aber sogar schon bei einem Crosslauf bewährt. Als Frau mit eher breiten Füßen komme ich sehr gut mit dem Kinvara zurecht.
Ideale Gerade: Der Hermannslauf steht kurz bevor. Was macht diesen Lauf so besonders für Dich?
Stephie: Der Hermannslauf war mein erster Lauf und wie bereits erwähnt, bin ich durch ihn zum Laufen gekommen. Ich habe ihn schon 6 Mal bestritten
und jedes Mal war er unter anderen Wetterbedingungen eine neue Herausforderung. Der Lauf ist der stimmungsvollste Landschaftslauf, den ich bisher mitgemacht habe. Er übertrifft sogar den
Rennsteig. Es gibt zahlreiche Stimmungsnester auf der Strecke und manche feiern ihn wie ein Volksfest. Er macht einfach nur Spaß! Dazu kommt, dass ich 2015 zu aller und meiner persönlichen
Überraschung von fast 1.000 Frauen auf den 3. Gesamtplatz gelaufen bin (2016 dann auf den 2. Platz). Die Emotionen von 2015 werde ich nie vergessen: Überraschung, pure Freude und natürlich der
Stolz, das Foto der ersten drei Frauen am nächsten Tag in der Zeitung zu sehen.
Ideale Gerade: Du hast mir verraten, dass Du auf lange Sicht einen Marathon in Sub 3 laufen möchtest. Was bedeutet Dir diese magische
Marke?
Stephie: Die 3-Stunden-Marke ist eine Grenze, vor der ich eine ehrfürchtig-freudige Erwartung habe. Da ich noch nie einen Marathon gelaufen bin,
weiß ich natürlich nicht, was mich auf den letzten 10 Kilometern erwartet. Für meinen ersten Marathon nehme ich sie mir deshalb auch nicht vor. Aber ich weiß, dass ich sie irgendwann knacken
kann, denn ich habe einen ziemlichen Dickkopf und wenn ich etwas will, dann kann ich beißen. Selbst wenn es mehrere Anläufe dafür braucht.
Vielen herzlichen Dank für Deine Zeit und das überaus interessante Interview, Stephie! Für den anstehenden Hermannslauf wünsche ich Dir viel Spaß, Freude und
flotte Beine. Keep on running!