Irgendwann gibt es immer ein erstes Mal, oder? Wenn ich so an das Laufen denke, ist das oft schon so gewesen. Irgendwann gab es mal den ersten 10 Kilometer-Lauf, gefolgt vom ersten Halbmarathon und irgendwann folgte der erste Marathon. Ja, und später sogar der erste Ultramarathon. Bei Laufschuhen ist das ähnlich! Hier probiert man ebenfalls aus, wechselt die Hersteller und findet irgendwann hoffentlich seinen Lieblingsschuh! Mittlerweile schnüre ich seit über 10 Jahren meine Laufschuhe - doch vor Kurzem gab es wieder ein erstes Mal. So bin ich erstmals mit Topo-Laufschuhen gelaufen. Genauer gesagt durfte ich mir den neutralen 'Specter' im Zuge meiner Ultramarathon-Vorbereitung ansehen. Ein leichter, komfortabler Runner, der für lange, aber auch schnelle Trainingsläufe, Marathons und Ultras gedacht ist. Ob mir die nagelneue "Ultramaschine" gefallen hat, lässt sich im neuesten '5 Fakten-Bericht' nachlesen.
Mehr Freiheit für die Zehen? Als Hobbitfüßler hatte ich in den vergangenen Jahren immer wieder das Problem, mich in zu schmal geschnittene Schuhe regelrecht reinzwängen zu müssen. Wenn es bereits nach kurzer Zeit kräftig drückt oder reibt, dann hat das mit Lauffreude leider gar nichts zu tun. Im Gegenteil! Der neutrale 'Specter' zeigt jedoch, wie es richtig gehen kann. Die herrlich geräumige Zehenbox bietet viel Spielraum für einen ordentlichen Zehenabdruck. Dieses Freiheitsgefühl - der Fuß liegt übrigens in einem orthopädisch geformten Ortholite-Fussbett - ist auf den ersten Kilometern sicherlich noch etwas ungewohnt, doch bereits nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt. Auf der anderen Seite muss man aber auch zugeben, dass Läufernaturen mit schmalen Füßen hier de facto zu viel Platz bzw. Spielraum vorfinden könnten. Idealerweise schlüpft man also testweise vorher kurz rein.
Weniger ist eben doch mehr! Im farblich gekonnt abgestimmten 'Specter' - der Schriftzug an der Seite ist besonders auffällig - fühlt man sich pudelwohl. Das liegt vor allem an den weichen Materialien. Zunge und Fersenkragen präsentieren sich dünner und keinesfalls aufgeplustert, wie bei so vielen anderen Modellen. Der minimal gepolsterte Fersenbereich - allzu viel Stabilität sollte man nicht erwarten - ist so konstruiert, dass keinerlei Reibung im Bereich der Achillessehne entstehen kann. Das ist eine Grundvoraussetzung, um lange Läufe bestreiten zu können! Die Ferse steht im 'Specter' etwas tiefer, daran muss man sich ggf. erstmal gewöhnen. Das dünne, minimalistische Funktionsmesh beschert eine hohe Atmungsaktivität. Im Innenbereich sind keine Reibungs- oder Druckpunkte auszumachen. Das Schnürsystem kommt mit langen Schnürsenkeln - perfekt für die engere Marathonschnürung - und liefert im Mittelfußbereich guten Halt, ohne einzuschnüren. Die Zunge ist oben mit den Schnürsenkeln verbunden, so kann nichts verrutschen. Zugegeben, eine bessere Passform finden breitere Flossen kaum!
Volle Dämpfung voraus! Der 'Specter' bringt in Größe 45 gerade mal 265 g auf die Waage und gehört damit zu den leichteren Laufschuhen. Richtige Wettkampfschuhe sind aber nochmal leichter. Durch seine Sprengung von 5 mm (30 mm versus 35 mm) fällt der Runner vergleichsweise flach aus - meines Erachtens nach ideal für ausgiebige 'Marathon plus X'-Strecken. Von der Seite betrachtet, fällt sofort der üppige Unterbau auf! Die Zwischensohle enthält u.a. einen vollflächigen Pebax-Foam-Kern - dieses Material kennt man aus dem Bereich der "Super-Laufschuhe". Eine Kunststoff- oder Karbonplatte hat Topo hier allerdings nicht verbaut. Dafür bietet der Schuh einen Toe Rocker, der eine smoothe Abrollbewegung und guten Vortrieb beschert. Die Dämpfung samt EVA-Festigkeit und leichter Pebax-Komponente liefert einen spürbaren Energy-Return, der auf harten Untergründen gut zur Geltung kommt.
Nur für lange Strecken? In allererster Linie ist der 'Specter' ein Laufschuh für die richtig langen Kanten im moderaten Tempo. Wer gerne mal Marathons oder längere Strecken auf harten Untergründen absolviert, wird hier einen empfehlenswerten Laufschuh finden. Dabei liefert der Topo-Runner durch seine stattliche Sohlenbreite ein sicheres und stabiles Lauferlebnis. Der leichte Schuh ist aber genauso gut auf kürzeren Strecken einsetzbar, die Pace kann dabei gut variiert werden. Der steife Unterbau lässt aber unterm Strich durchaus etwas Flexibilität vermissen. Fordernde Tempoläufe und Fahrtspiele können im Training aber ganz wunderbar bestritten werden. Im Vergleich zu richtigen Wettkampfschuhen mit Nylon- oder gar Karbonfaserplatte sind Vortrieb und Federung aber bei Weitem nicht so ausgeprägt.
Daumen hoch für die Gummi-Laufsohle! Beim 'Specter' kommt eine Low Cut- und Non-Slip Laufsohle mit einer Profilhöhe von gerade mal 1,8 mm zum Einsatz. Der
Großteil der Gummiaußensohle befindet sich im vorderen Bereich, zwei kleinere Abschnitte sind hinten angebracht. Das Material funktioniert sowohl auf trockenen als auch nassen
Untergründen hervorragend! Außerdem machen die Gummisegmente einen ausgesprochen haltbaren
Eindruck - besondere Abnutzungserscheinungen sind nach mittlerweile über 120 Kilometern nicht festzustellen. Fazit: Topo hat mich durchaus abgeholt! Der neutrale 'Specter' ist
leicht, soft und top verarbeitet. Dazu liefert der breit gebaute Runner ein großes Plus an Zehenfreiheit und Stabilität. Ultraläufer*innen mit etwas breiteren Füßen könnten sich in den neuen
'Specter' voll und ganz verlieben. Einen neuartigen "Super-Laufschuh" für den Wettkampftag sollte man jedoch nicht erwarten!
Weitere Infos über Topo Athletic unter: https://www.topoathletic.com