Interview: Jürgen Branke und sein einzigartiger Wings for Life World Run Rekord...

Jürgen Branke hat geschafft, was noch niemand vor ihm erreicht hat: Er ist tatsächlich der einzige Läufer weltweit, der bei jedem aktuellen Flagship Run an den Start gegangen ist. Elf Mal hat er bereits am Wings for Life World Run teilgenommen – neunmal bei Flagship Runs, zweimal beim App Run während der Pandemie. Für ihn ist es nicht nur ein Rennen, sondern eine Herzensangelegenheit. Seit seiner ersten Teilnahme 2014 ist der Lauf sein jährliches Highlight. Doch was treibt ihn an? Welche Momente haben ihn beim Wings for Life World Run besonders berührt & was bedeutet ihm die Mission, für die er läuft?

Bildquelle: Jürgen Branke
Bildquelle: Jürgen Branke

Wie hast du den Wings for Life World Run entdeckt, und was hat dich daran so fasziniert?
„Ich habe Anfang des Jahres 2014 bei irgendeinem Lauf einen Flyer vom Wings for Life World Run rumliegen sehen, wie sie ja bei kleinen Läufen immer ausgelegt werden, und mir direkt gedacht, das ist mal etwas anderes. Ein Lauf, wo es keine Ziellinie gibt, sondern man solange läuft, bis einen das Catcher Car überholt und man dann aus dem Rennen raus ist. Und man kann zusätzlich noch etwas Gutes tun. So eine Kombination ist natürlich super und ich habe mich direkt angemeldet.“

Was bedeutet es dir, als einziger Läufer weltweit alle aktuellen Flagship Runs absolviert zu haben?
„Ich konnte das erst gar nicht glauben, dass ich der Einzige weltweit bin, und war sehr überrascht, aber es macht mich natürlich mega stolz und happy. Es ist mein absolutes Lieblingsrennen und das Highlight jeden Jahres!“

Bildquelle: Jürgen Branke
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Warum ist der Charity-Gedanke hinter dem Lauf für dich so wichtig?
„Ich mache im Jahr öfter mal bei Läufen mit, wo für irgendwelche Institutionen Geld gesammelt wird. Nicht jedem geht es so gut wie mir, und da sollte man schon schauen, dass man hilft. Und wenn es nur ein kleiner Betrag ist. Jeder Euro kann da helfen.“

Was motiviert dich jedes Jahr aufs Neue, an einem Flagship Run teilzunehmen?
„Zum einen, weil ich dadurch die Welt erlaufen und sehen kann und es auch mit Urlaub verbinde, zum anderen natürlich um etwas Gutes zu tun. Motivieren brauche ich mich dafür nicht, denn es macht mir mega viel Spaß zu laufen bzw. generell Sport zu machen und bei diesem Format mitzumachen.“

Du hast an vielen verschiedenen Flagship Runs teilgenommen. Wie würdest du die Stimmung an den unterschiedlichen Orten beschreiben?
„Die Stimmung war immer überragend, egal wo ich gestartet bin. Natürlich ist die Stimmung in Wien, vor allem beim 10-jährigen Jubiläum 2023, oder München nochmal einen Tick besser, da dort viel mehr Läufer am Start waren als z. B. in Breda oder Ljubljana. Trotzdem war es auch dort ein Erlebnis zu laufen. Ich möchte keines der Rennen missen, denn jedes hatte von der Stimmung als auch vom Streckenverlauf seine eigene Charakteristik.“

Bildquelle: Jürgen Branke
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Gibt es ein Rennen, das dich besonders emotional berührt oder in Erinnerung geblieben ist?
„Das ist schwierig zu sagen. Sie waren alle auf ihre Art und Weise besonders und jedes Rennen hat mich emotional berührt und begeistert. Da will ich kein Rennen hervorheben. Wenn du dir natürlich ein Ziel vornimmst und es bei einem der Rennen schaffst, über dieses Ziel zu laufen, bleibt das emotional nochmal ein wenig mehr bei mir hängen.“

Wie hast du die beiden App Runs während der Pandemie im Vergleich zu den Flagship Runs erlebt?
„Das war natürlich etwas ganz Anderes. Ich bin die beiden Läufe damals alleine gelaufen, ohne andere Läufer, ohne Zuschauer. Das hat schon sehr gefehlt. Es kamen mir immer mal vereinzelt andere Wings for Life World Run Läufer entgegen und man hat sich abgeklatscht oder gegrüßt, aber das ganze Drumherum hatte gefehlt. Und dann fehlte natürlich das reale Catcher Car. Die Atmosphäre ist so viel besser, wenn hinter dir das Auto mit all seinen Begleitern, wie Motorrädern, Fahrrädern etc., auftaucht und dich alle nochmal anfeuern, um alles aus dir rauszuholen.“

Wie bereitest du dich auf den Wings for Life World Run vor?
„Nicht anders als bei anderen Läufen. Ich mache am Wochenende entweder einen langen Lauf oder habe irgendwo einen Wettkampf. Unter der Woche laufe ich meist nur einmal abends nach der Arbeit. Mal Intervalle, mal ein ruhiges kurzes Läufchen. Dann fahre ich fast jeden Tag neun Kilometer mit dem Rad auf die Arbeit und zurück und gehe noch einmal pro Woche schwimmen. Ein bis zwei Mal pro Woche mache ich noch ein bissel Yoga.“

Hast du eine besondere Strategie, wenn das Catcher Car immer näherkommt?
„Da heißt es nur: Augen zu und durch. Nochmal alles rausholen. Ich liebe das, wenn das Catcher Car direkt hinter mir ist und es durch das Hupen und Anfeuern der Zuschauer immer lauter wird. Da haue ich nochmal alles raus, was geht und liege am Ende erschöpft und glücklich auf der Straße und ruhe mich erstmal kurz aus.“

Bildquelle: Jürgen Branke
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Gibt es eine Begegnung oder ein Erlebnis beim Wings for Life World Run, das dich besonders bewegt hat?
„Das Erlebnis ist der Wings for Life World Run selbst. Ich finde es immer toll, wenn auch die Leute teilnehmen, um die es geht. Wenn ich dann Rollstuhlfahrer sehe, wie sie mit uns Läufern zusammen auf die Strecke gehen und man sich gegenseitig anfeuert, ist das immer wieder ein schöner Moment. In München im letzten Jahr habe ich bei Kilometer vier Kai Pflaume eingeholt und bin dann bis Kilometer zehn in einer großen Läufergruppe mit ihm mitgelaufen. War schon immer sehr witzig, wenn einige Läufer vor ihm gesprintet sind, um ein Selfie mit ihm zu machen und sich dann wieder zurückfallen haben lassen.“

Gab es einen Wings for Life World Run, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
„In Ljubljana habe ich das erste Mal über 30 Kilometer geschafft. Ich hatte es immer gehofft, aber nie hinbekommen, aber dort lief es einfach. Das war für mich natürlich ein einzigartiger Moment.“

Hast du ein Ritual oder einen besonderen Moment, auf den du dich jedes Jahr beim Lauf freust?
„Nein, da habe ich keine Rituale. Freue mich auch schon immer, wenn ich nur die Startnummer abhole und die ganze Atmosphäre aufsaugen kann. Manchmal kennt man noch den ein oder anderen Läufer und hält ein kleines Schwätzchen oder kommt mit Läufern ins Gespräch, die man nicht kennt. Die letzten 15 Minuten vor dem Start und der Startschuss sind dann schon sehr besondere Momente. Da ist die Stimmung immer prächtig und der Moderator mit der Musik macht dann nochmal richtig Stimmung.“

Bildquelle: Jürgen Branke
Bildquelle: Jürgen Branke

2025 stehst du natürlich wieder am Start – hast du dich schon entschieden, wo du laufen wirst?
„Noch nicht. Ich hoffe, dass vielleicht Georgien oder noch ein anderes Land dazu kommt, wo ich noch nicht gestartet bin. Ansonsten werde ich wohl in Breda starten.“

Gibt es ein persönliches Ziel, das du dir für die Zukunft beim Wings for Life World Run gesetzt hast?
„Natürlich immer dabei sein und so lange wie möglich über die 25-Kilometer-Marke kommen. Das ist immer mein Ziel. Auch ich werde nicht jünger, aber ich werde immer alles geben und mit Spaß und Freude dabei sein. Zudem hoffe ich, dass ich durch dieses Interview noch mehr Läufer für den Wings for Life World Run begeistern kann und dass in Zukunft Betroffene durch die Spenden geheilt werden können.“

Das Interview ist bereits hier erschienen. Weitere Informationen unter: www.wingsforlifeworldrun.com